„Ich werde ein Familienunternehmen gründen“
Webtraining in Keren abgeschlossen – 15 Frauen erhielten ihr Zertifikat
Der 25. März war ein Freudentag für 15 HIV-positive Frauen in Keren. Mehr als ein Jahr dauerte es, bis sie den Abschluss ihrer Ausbildung zur Weberin endlich gebührend feiern konnten. Eigentlich hätte der Kurs, der von der eritreischen HIV-Selbsthilfeorganisation BIDHO durchgeführt wurde, nur sechs Monate dauern sollen. Drei Mal musste die vom Eritrea Hilfswerk in Deutschland (EHD) und dem Schweizerischen Unterstützungskomitee für Eritrea (SUKE) in einem Co-Projekt finanzierte Ausbildung aufgrund von Corona unterbrochen werden. Nun schauen die Frauen zuversichtlich in die Zukunft: Sie werden sich und ihre Familien selbst ernähren können.
An diesem Tag waren alle Sorgen und Mühen, die hinter den Frauen lagen, vergessen. Vertreter von verschiedenen Organisationen wie der Frauenunion, der Gewerkschaft, der Kirche und auch der Regionalverwaltung waren gekommen um mit den Frauen zu feiern. In seiner Ansprache lobte der Stellvertreter des Gouverneurs der Region Keren den Fleiß und das Durchhaltevermögen der Frauen, die in der Zeit der Corona-Pandemie den Webkurs trotz aller Schwierigkeiten erfolgreich abgeschlossen haben. „Nutzt das neu erworbene Wissen und die neuen Fähigkeiten, um euch aus der Armut zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen“, gab er den Frauen mit auf den Weg. Die hatten sich für den großen Tag festlich gekleidet – alle kamen in schönen selbstgewebten traditionellen Kleidern und machten so deutlich, dass sie in dem Webkurs ihr Handwerk sehr gut gelernt haben.
„Ein großer Dank an EHD und SUKE“
Daniel Asfaha, der Vorsitzende von BIDHO, wünschte den Absolventinnen alles Gute. Er bedankte sich ausdrücklich bei SUKE und EHD für die finanzielle Unterstützung und alle Bemühungen, den Kurs auch unter erschwerten Bedingungen erfolgreich zu Ende zu bringen. „Während den Unterbrechungen durch coronabedingte Lockdowns waren unsere Partner SUKE und EHD immer an unserer Seite, sie haben uns ermutigt nicht aufzugeben, haben die Mehrkosten für Gehälter und Ausbildungsvergütungen getragen und so entscheidend zum Erfolg dieses Kurses beigetragen“, betonte er.
Tränen der Freude
Viel Engagement bescheinigte die Ausbilderin Senait Mehari den 15 Frauen: „Trotz aller Schwierigkeiten und zeitlicher Verzögerung – ihr seid immer mit großem Eifer bei der Sache gewesen“. Die schwierige Zeit habe die Frauen zusammengeschweißt, Freundschaften seien entstanden und „wir haben uns immer auch gegenseitig Mut und Kraft gegeben weiterzumachen“ berichtete Mlashu Stifanus, die als Vertreterin der 15 Frauen eine kurze und sehr emotionale Ansprache hielt, die von Tränen der Freude unterbrochen war. Nach der feierlichen Übergabe der Ausbildungs-Zertifikate an die Frauen und einem gemeinsamen Mittagessen konnten die Besucher die Produkte der Frauen betrachten, die während des Kurses entstanden waren.
Schritt in die Selbstständigkeit
Mit der Graduation beginnt nun für die Weberinnen die Zeit, ihre Fähigkeiten anzuwenden und sich ein Geschäft aufzubauen. Auch dabei werden die Frauen noch eine gewisse Zeit von BIDHO mit Rat und Tat unterstützt. Alle, auch die 35-jährige Amleset Berhe, sind voller Tatendrang und erhoffen sich ein besseres Leben durch die Arbeit als Weberin. Bevor Amleset den Kurs begann, hatte sie im Spital von Keren als Reinigungskraft gearbeitet. Mit dem kargen Lohn von 600 Nakfa konnte sie sich und ihre drei Kinder mehr schlecht als recht durchs Leben bringen.
Diese Arbeit gab sie auf, um an der Weberinnen-Ausbildung teilnehmen zu können. „Als gute Weberin kann ich mindestens das doppelte verdienen“, ist sie überzeugt. Denn die kunstvoll gewebten traditionellen Kleider und Schals sind gefragte Produkte im ganzen Land. „Ich bin jetzt in der Lage mein Leben zu verändern. Ich bin zuversichtlich, dass ich genug Geld verdienen werde um mich und meine Familie gut zu versorgen!“
Ein Familienunternehmen entsteht
Hoffnungsvoll in die Zukunft schaut auch Letenguse Tayb. Die 38-jährige Frau ist Mutter von 6 Kindern und hat eine schwere Zeit hinter sich. Bis ins Jahr 2018 konnte ihr Mann als Lastwagenfahrer die Familie gut versorgen. Als er jedoch schwer erkrankte und nicht mehr arbeiten konnte, lebte die Familie von der Unterstützung, die von Freunden und Verwandten kam. „Das war nicht viel, aber es reichte wenigstens für ein Essen am Tag“, erzählt sie. Für die Zukunft hat sie ganz konkrete Pläne: „Ich werde zuhause arbeiten und meine größeren Kinder werden mir sicher helfen – ich werde ein Familienunternehmen gründen und ich bin ganz sicher, dass wir mit unserem Einkommen aus der Weberei gut leben werden können.“